DAS WERK:
Eine Oper über Entführung und Revolution von Anthony Davis.
Libretto von Michael John LaChiusa.
Europäische Erstaufführung
November 2003, JUGENDSTILTHEATER WIEN
DIE BESETZUNG:
Musikalische Leitung: Huw James / Gabriele d'Esteban
Regie: Paola Viano
Bühne: Susanne Thomasberger
Kostüm: Susanne Özpinar
Mit Ute Gfrerer, Joe Garcia, Pablo Cameselle, Tamara Gallo, Kristor Hustad, Teresa Gardner, Andreas Jankowitsch, Heidi Manser, Maria Rosendorfsky, Maida Karisik, Gottfried Pesau;
Ensemble MUSIKWERKSTATT WIEN
DAS KONZEPT:
Die Oper „TANIA“ nimmt die Entführung von Patty Hearst durch die Symbionese Liberation Army,
SLA, zum Anlass für eine Auseinandersetzung mit dem Einfluss der Medien auf unsere
Gesellschaft, vor allem in Bezug auf die
"Small. Blond. Fine. Nice. This is all I am: nothing more."
Wahrnehmung und Gestaltung der eigenen Identität und
Persönlichkeit. Es ist die Geschichte einer Identitätssuche, die zum Verlust der Identität
Pattys und zur Annahme der Identität TANIAs führt - ein Thema, das Anthony Davis besonders
interessiert.
In TANIA wird alles in Zweifel gezogen. Pattys Alltag in der amerikanischen
„upper class“-Welt, in der die primäre Beschäftigungen vom Fernsehen gesteuertes Konsumieren
und passives Zuschauen sind, ist genauso schrecklich, wie Tanias Leben im Untergrund.
Tania erinnert an Alice in Wunderland. Das Wunderland, in dem Patty und Tania sich befinden,
ist die politische Landschaft Amerikas. Castro und Betty Ford agieren wie Herzkönig und
Herzkönigin, surreale Eltern in einer Welt voller politischen Ikonen. Wie Alice, die durch den
Spiegel geht, tritt Patty durch ihren Kleiderkasten in die geheime Welt der SLA, angezogen
durch einer Kombination von Angst, Neugierde und Ekstase.
Das Libretto ist surreale, von
Popkultur und schwarzem Humor durchtränkt, die Songs und Ensembles sind angelehnt an den Jazz
von Billie Holliday, den Funk von James Brown und die lyrische Musiksprache von Sondheim.
DIE KRITIKEN:
...Ein bisschen Jazz, etwas Funk, ein paar Dissonanzen und ganz viele Musical-Elemente -
Dirigent Huw Rhys James und das gut studierte Ensemble der Musikwerkstatt Wien realisieren
Davis' gefällige Sound-Mixtur mit großer Ernsthaftigkeit...
Peter Jarolin, KURIER
...Fantasie ist Programm. Davies' Musikgrundlage ist der Jazz, der Blues, der Pop-Song und
lateinamerikanische Rhythmen. Das Orchester der Musikwerkstatt Wien bringt das mit großer
Geschmeidigkeit in Gang, die Musiker intonieren auch unverkünstelt "dirty", und der Off-Beat
bringt wie geölt Schwung. Gegenüber dieser Perfektion bei den Instrumentalisten (Leitung: Huw
Rhys James) muss man bei den Sängerinnen und Sängern Abstriche machen. Aber eine pfiffige, um
gut sitzende Ideen und einen Schuss Erotik nie verlegene Regie (Paola Vioano) sowie die
lustvolle Identifikation der Sängerinnen und Sänger (Ute Gfrerer in der Titelrolle) mit ihren
Partien machen kleine Kratzer in der sängerischen Politur mehr als wett. Das Resümee dieses
Abends mit einer "freien" Operngruppe in Wien: Dem mit der Routine kämpfenden Goliath hat der
freie David Wendigkeit, Witz und eine immer wieder verblüffende Fülle an Einfallsreichtum
voraus. Wer zur freien Szene geht, darf sich vor Überraschungen nicht fürchten...
Laszlo Molnar, SALZBURGER NACHRICHTEN
...Mit großartiger Leistung rettet hier Protagonistin Ute Gfrerer über die Flut der
Fragezeichen: Sorgt sie als Aktrice für intuitives Verständnis, begeistert sie durch vokale
Nuance nicht minder. Solide intoniert wird auch von den Kollegen - als besonders klangstarke
Terroristen treten Andreas Jankowitsch und Maria Rosendorfsky hervor. Für orchestrale Klarheit
bürgt indes Huw Rhys James. Um Davis' Synkopen-Staccato, vom Fünf- bis zum Elf-Achtel-Takt,
gebührend stichelig umzusetzen, bedarf es schon eines akkuraten Maestros - nicht zuletzt aber
auch eines Schusses Groove, den das "Ensemble Musikwerkstatt Wien" beisteuert...
Christoph Irrgeher, WIENER ZEITUNG
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